Samstag, 28. Januar 2012

Geduld ist eine Tugend,

die nicht viele besitzen. So auch nicht unsere -gestern erst angekommene- ältere Damenriege. Teilweise war es vielleicht auch meine Schuld.
Es fing damit an, dass mein Handywecker sich selber ausgeschaltet hat und ich somit ein klein wenig verschlafen hatte, sodass ich vom sanften Kreischen der Klingel geweckt wurde. Erschrocken sah ich, dass das Frühstück, das ich zubereiten sollte, eigentlich schon seit einer halben Stunde lief. Dennoch dachte ich, dass der Chef geklingelt hätte, da vor 8 Uhr eh niemand unten im Frühstückssaal ist. Doch da wurde ich enttäuscht. Eine aufgebrachte Meute von 6 hungrigen Damen stand vor dem Frühstückssaal und scharrte an der Tür. Ich gab mein bestes, so schnell wie möglich alles auf den Tisch zu bringen. Dabei legte ich meine Priorität darauf, zuerst etwas Essbares auf den Tisch zu stellen. Innerhalb einer halben Minute standen Toastbrot, Marmeladen und zwei Wurstplatten auf dem Menutisch. Einer Dame schien dies allerdings nicht schnell genug zu gehen, denn sie fragte mich, wann ich denn gedenke den Tee zu servieren. Wie genau ich das anstellen sollte in knapp 40 Sekunden 5 Liter Wasser zum kochen zu bringen und in Tee zu verwandeln schien ihr ziemlich egal zu sein. Daher sagte ich ihr, dass ich mich sofort darum kümmern würde. Gesagt, getan! Beide Wasserkocher wurden angeschmissen, damit das heißersehnte Gesöff baldmöglichst im Schlund meiner neuen Freundin landen konnte. Die Butter holte ich direkt im Anschluss aus der Kühltruhe. Auch dies stieß auf Missgefallen. Schließlich konnte man die Butter jetzt nicht streichen. 2 Minuten warten war ebenso ein Ding der Unmöglichkeit! Das Teewasser war langsam heiß und ich konnte es aufgießen. In der Brühzeit servierte ich schon einmal Säfte im naiven Glauben, dass das vielleicht vorerst reichen würde, da auch schon Milch auf den Tischen stand. Aber dem war nicht so. Zum wiederholten Male wurde ich "dezent" darauf hingewiesen, dass der Tee immer noch nicht da wäre.
Als er dann ENDLICH stand, war er ratz fatz leer und es musste Nachschub geben, da es die Taktik zu sein schien den Tee nicht wie alle anderen in Tassen zu füllen, sondern in großen Kannen zu horten, sodass nach 3 Kannen der Tee alle war und immerhin 3 von 12 Leuten Tee hatte. Also sorgte ich für Nachschub. Natürlich blieb am Ende das meiste (vor allem in den Kannen) übrig, da sich einige Damen anscheinend übernommen hatten und doch keinen ganzen Liter Tee trinken konnten. Verwunderlich!

So war der Start in den Tag schon sehr gelungen. Der Höhepunkt kam, als aus bis jetzt unerfindlichen Gründen der Feueralarm anging und das ganze Haus ohrenbetäubend beschallte und seinen Ausklang findet er, indem die Gäste, die für Nachmittags angekündigt wurden jetzt doch erst um 23 Uhr kommen sollten (was soviel heißt, wie dass sie um 1 Uhr kommen). Bis dahin bleib ich dann auch wach, weil auf meinen Handywecker kann ich mich auch nichtmehr verlassen!

Mittwoch, 18. Januar 2012

Wer suchet, der findet!

Nach dem Motto habe ich heute meinen Tag gestaltet. Vor geraumer Zeit habe ich mir gedacht, dass ich Sport studieren möchte. 
Mein erster Gedanke war, dass ich dafür den Eignungstest bestehen muss.
Mein zweiter Gedanke, dass ich eine unglaubliche Graupe im Schwimmen bin.
Der dritte: „Komm Junge. Hast ja 3 Monate Zeit. London ist so groß – da wird es schon ein paar Schwimmbäder in der Nähe geben. Springste ab und an mal ins Becken, dann läuft das schon.“
Damit begann meine Suche nach einem geeigneten Schwimmbad. Ich wurde auch direkt fündig. 10 Minuten zu Fuß von hier. Schwimmbad mit 33-Meter-Bahn für sehr wenig Geld. Nun machte ich mich also auf den Weg zu dem verheißungsvollen Ort. Wäre ich dort fündig geworden, wäre das wohl kaum einen Eintrag wert. Daher könnt ihr euch sicher denken, dass irgendetwas schief gelaufen sein musste. Tatsächlich wurde das Schwimmbad einen Tag vor meinem Besuch geschlossen, um bis Ende Februar renoviert zu werden.
Womit ich wieder bei meinem dritten Gedanken war. Diesmal googlete ich also ein paar Schwimmbäder in der näheren Umgebung und wurde dahingehend enttäuscht, dass es nur Fitnesscenter mit einem Schwimmbecken gab. Naja. Würde wahrscheinlich teurer sein, aber ich könnte direkt ein paar andere Geräte ausprobieren und auf dem Laufband mal die verlangten 3000 Meter in der vorgegebenen Zeit laufen. Und wenn das zu teuer sein würde, könnte man bestimmt bei einem der zahlreichen Center auch nur das Schwimmbad nutzen können. Also begann ich die ganzen Fitnesscenter, die auch ein Schwimmbecken haben, abzuklappern. Bei „wahrscheinlich teurer“ konnte ich das „wahrscheinlich“ streichen und durch ein „viel“ ersetzen. Die Preisspanne lag zwischen 75 Pfund Anmeldegebühr + 60 Pfund monatlich bis 75 Pfund monatlich. Ohne Mitglied zu sein ging eh schonmal gar nichts.
Dahingehend entmutigt startete ich heute meinen letzten Versuch hier in der Umgebung, bevor ich mich dazu entscheiden würde mit der U-Bahn weiter weg zu fahren, um dort schwimmen zu gehen.
Auch heute probierte ich es wieder bei einem Fitnesscenter, das mit 20 Pfund monatlichem Beitrag warb, was ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen konnte. War dann auch nicht so. Immerhin waren es schonmal nur noch 55 Pfund im Monat. Die aber auch nur, wenn ich zu unglaublich günstigen Zeiten wie 7 Uhr morgens bis 10 Uhr käme. Dafür aber jeden Tag. Toll! Naja das war schonmal ein Entgegenkommen. Mein netter Berater versicherte mir auch, dass sie die günstigste Institution in London wären. Wenn es noch günstiger sein solle, müsse ich schon weit raus fahren. Entmutigt und perspektivenlos machte ich mich auf den Rückweg und hoffte durch Zufall auf einem der vielen Stadtplanausschnitten, die an jeder Bushaltestelle standen und die nahe Umgebung detailgetreu wiedergaben, vielleicht doch noch etwas zu finden. Und tatsächlich. Ein Sportcenter, das auf dem Weg lag, welches Google aber vollkommen unbekannt sein musste. Dies gehört zu einer Kette. Sie selbst haben kein Schwimmbad, aber die Frau gab mir einen Prospekt, in dem die anderen Center drin standen, die zur Kette gehören.
Auf dem Plan sah es so aus, dass das nächste Fitnesscenter mit Schwimmbad gut 10 Minuten zu Fuß entfernt waren. Wäre die Karte richtig gewesen. Nach einer halben Stunde Rumlaufens fragte ich einen sehr freundlichen Kfz-Mechaniker nach dem weg. Seinem hingegrummelten Nuscheln entnahm ich einfach mal, dass  ich mich auf dem richtigen Weg befinden müsse. Nach weiteren 10 Minuten stand ich dann auch wirklich vor meinem Sportcenter. Wo man einfach so (ohne Mitglied zu sein) schwimmen gehen konnte. Für nur 3.60 Pfund (wenn es off-peak ist kostet es sogar weniger). Selbst die Mitgliedschaft kostet pro Monat weniger als die Hälfte als bei den anderen Fitnesscentern.
Endlich am Ziel meiner „Träume“ (2 ½ Stunden nachdem ich von zu Hause losgelaufen bin) machte ich mich zielstrebig auf den Weg in die Umkleide, die sich als falsch herausstellte. Merkte ich aber erst, als ich bis auf die Badehose nackt, durch das ganze Haus gelaufen bin, um unten eine weitere für Schwimmer reservierte (nicht ausgeschilderte) Umkleide zu finden.
Vom Schwimmbad war ich dann allerdings schon positiv überrascht. 5 oder 6 Bahnen Platz. Für die Kleinen gab es einen extra abgesperrten Bereich. So schmiss ich mich mit einem asiatischen Pärchen, zwei älteren, korpulenteren Herren und einem schwarzen, türsteherformatigen Typen ins Wasser.
Die beiden älteren, dicken Männer schienen etwas falsch verstanden zu haben, da sie die ganze halbe Stunde die sie im Wasser waren, damit verbrachten die 5 Meter breite und 33 Meter lange Bahn QUER zu durchlaufen. Das lief dann meistens so ab. Einer von uns „Schwimmern“ wollte losschwimmen. In dem Moment schmiss sich einer der beiden quer ins Wasser, trieb 3 Meter, tauchte prustend auf und lief die letzten 2 Meter. Bevor ihm der andere das gleichtat, gab es uns die Gelegenheit zwischen den Beiden durchzuschwimmen. Die beiden Asiaten waren so auf meinem Level. Wir trafen uns also nach guten 2 Minuten am anderen Ende der Bahn wieder. Der schwarze Türsteher war eher von der langsamen (ja noch langsamer) Sorte. Es sah mehr so aus, als würde er über den Boden laufen und ab und zu einen seiner mächtigen Arme von hinten aus dem Wasser bis nach vorne quälen, wo dieser entkräftet wieder ins Wasser klatschte. Auf dem Rückweg wäre ich beinahe von einer seiner Pranken getroffen worden, da ich nichts sehen konnte ohne Schwimmbrille. Weil mir bewusst war, dass ich von einem Treffer wahrscheinlich bewusstlos zum Grund sinken würde, entschied ich mich eine Schwimmbrille zu kaufen. Die gab es an der Rezeption. Da ich der Kassiererin anfangs mein letztes Kleingeld für den Eintritt gegeben hatte, hatte ich nur noch einen 50 Pfundschein, den sie nicht wechseln konnte, was ihr sichtlich unangenehm war, da ich tropfend und zitternd vor ihr stand. Ein Kollege sollte schnell Wechselgeld holen. Nach 5 Minuten und mehrmaligen Bestätigen dessen, was ich eh schon wusste (nämlich, dass es scheiße kalt war), bemerkte sie, dass ihr Kollege, der eigentlich das Geld holen sollte, sich seelenruhig mit einem anderen Kollegen unterhielt. Sie machte ihm ein wenig Feuer und nach weiteren 5 Minuten hatte ich auch schon mein Rückgeld. Als ich wieder zurück zum Becken kam, waren meine beiden dicken Kumpels schon weg. Schwimmen macht schließlich müde.  Der Türsteher hatte wohl auch keine Lust mehr, also schwamm ich noch ein paar Bahnen mit meinen asiatischen Freunden im Einklang.

Freitag, 13. Januar 2012

Nach langer Zeit nochmal.

Sooo. Nach langer Zeit schreibe ich hier wieder etwas rein. Das liegt vor allem daran, dass in letzter Zeit gar nicht so viel neues passiert ist.
Zuerst einmal war ich über Weihnachten (23.12.2011 bis zum 1.1.2012) zu Hause und konnte da eine wundervolle Woche genießen. Da wurde für mich gekocht, gewaschen und ich konnte ausschlafen. Wie Urlaub!
Am 1.1. ging es dann zurück. Ziemlich selbstzerstörerisches Vorhaben. Aber es hat glücklicherweise alles gut geklappt.
Angekommen durfte ich die ersten 5 Tage als alleiniger Zivi die Zeit genießen, da Lukas so schlau war seinen Flug ein paar Tage später zu buchen. Da hatte ich viel Zeit zum Arbeiten. Dabei ist auch nicht sonderlich viel passiert, da ich den ganzen Tag zu Hause bleiben musste.
Am Ende der ersten Woche kam dann auchmal der Lukas und die "Langeweile" hatte ein Ende. Im neuen Jahr haben wir einige neue Dauergäste bekommen. Jetzt im Januar sind das auch so  ziemlich unsere einzigen Gäste. Ende des Monats kommen rund 50 Schweden oder Norweger hierhin. Dann geht wohl die Post ab. Bis dahin verbringen wir die Zeit einige Zimmer mit neuen Teppichfliesen einzudecken. Was auchmal nötig ist. Das ist auch die einzige neue Aufgabe, die wir zum Klosputzen und Betten- und Frühstückmachen dazubekommen haben.
Ansonsten habe ich mich in den letzten Tagen nach einem Schwimmbad umgeschaut, das ich besuchen könnte, um dort meine Schwimm-Legasthenie abzuschütteln und der nächste Michael Phelps zu werden.